Montag, 3. März 2014

Marathon der Präsentationen - Der erste Tag des Studienbesuchs

Begrüßung durch SEPE

Nachdem im Laufe der Nacht alle Teilnehmer/innen angereist sind, sind wir heute morgen alle am Hotel abgeholt worden. Zu Fuß ging es zum SEPE Hauptquartier, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hotel befindet.

Eingang des Hotels

Die Reform des spanischen Bildungssystems

Die Initiatoren des Stundenbesuchs haben nach der Begrüßung der Teilnehmer ca. 2 Stunden über das nationale Bildungssystem in Spanien referiert. Zudem wurde über die umfassenden Anpassungen der verschiedenen staatlichen Sektoren berichtet. Es handelt sich hierbei nicht um ein Reförmchen, sondern um eine umfassende und gut durchdachte Mega-Reform, die die gesamte Gesellschaft betrifft. Mein Eindruck ist, dass Spanien sich mit vielen notwendigen Dingen beschäftigt und erste gute Erfolge erzielt. So wurde trotz eines Rückgangs des BIP eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote erreicht. Diese ist zwar immer noch auf einem sehr hohen Niveau (es gibt quasi in jeder Familie mindestens einen Arbeitslosen) aber die Reformen fangen an zu greifen. Dies zeigen jedenfalls die Indikatoren.
Während der Präsentation fühlten ich mich an verschiedene Maßnahmen erinnert, die auch im Rahmen der Agenda 2010 von der Regierung unter dem damaligen Kanzler Schröder ergriffen wurden. Diese haben - meiner Meinung nach - Deutschland in der seit 2008 anhaltenden Wirtschaftskrise sehr geholfen haben.
Ein wichtiger Punkt erinnerte mich an eine Diskussion, die aktuell in Deutschland geführt wird. Die Anzahl der Akademiker und ganz gering qualifizierten Arbeiter in Spanien ist unheimlich hoch. Über 40% der (meist arbeitslosen) Jugendlichen erreichen mindestens einen Bachelor- und/oder Masterabschluss. Dafür gibt es viel weniger auf Facharbeiterniveau qualifizierten Arbeitskräfte. Diese fehlen dem Arbeitsmarkt in Spanien. Ein Schicksal, welches uns in Deutschland bei einer noch weiteren Akademisierung ebenfalls drohen könnte.

Marathon der Präsentationen

Der erste Tag hier in Madrid war dann im weiteren Verlauf geprägt durch die Präsentationen der Teilnehmer. Die Teilnehmer der einzelnen Länder stellten ihre jeweiligen nationalen Bildungssysteme vor. Es gab erstaunlich viele Gemeinsamkeiten in den einzelnen Ländern. Der Schuleinstieg, die gymnasiale Schiene der Bildung und auch Berufsfachschulen. Was sich aber in vielen Ländern anders gestaltet ist die Art und Weise, wie Unternehmen in die Berufsausbildung einbezogen werden. In manchen Ländern werden die Unternehmen bezahlt, damit sie Schüler von berufsbildenden Schulen ausbilden (z.B. Schweden), in anderen Ländern erhalten die Schüler eine Vergütung, die entweder von der Regierung bezahlt wird oder von Unternehmen getragen wird (Niederlande, je nach Schwerpunkt der Berufsausbildung). Eine weitere Gemeinsamkeit in fast allen Ländern ist, dass kleinere Unternehmen sich nicht mit Ausbildung beschäftigen, da sie nicht auf eine Infrastruktur wie z.B. in Deutschland mit spezialisierten Schulen (Berufsschulen, duales System) zurückgreifen können.

Ausbilderqualifikation und Qualitätsentwicklung

Da ich selbst Prüfer für die AEVO bin war ich erstaunt, dass es - mit Ausnahme von Deutschland - keine Zertifizierungen für Ausbilder im Betrieb gibt. Praktikanten von Berufsfachschulen oder zur Ausbildung Beschäftigte kann in den anderen Ländern jeder betreuen.
Es gibt in einzelnen Ländern zaghafte Modellversuche zur Implementierung eines Qualitätsstandards für Berufsbildung. Einige Länder haben aber eine Qualitätsentwicklung im Bereich VET (Vocational Educational Training) auf der Agenda. In Kroatien, Ungarn und auch Irland versucht man Qualitätsindikatoren zu entwickeln, die den Erfolg der einzelnen Programme und Projekte zu ermitteln. Ein System wie in Deutschland, mit landesweit verbindlichen Standards ist lediglich in den Niederlanden und dem flämischen Teil von Belgien zu finden.

Tagesabschluss

Der Tag wird mit einigen Diskussionen in einer Taverne ausklingen. Wir werden gleich in die Innenstadt fahren und uns ein nettes Restaurant für ein gemeinsames Abendessen suchen. Unser Thema kenne ich schon: Berufsausbildung und alles was dazu gehört.

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